Die Carl-Zeiss-Stiftung setzt in der MINT-Förderung auf Themenschwerpunkte. Neben KI und RessourcenEffizienz wurde vor gut einem Jahr das Thema Life Science Technologies als drittes Schwerpunktthema etabliert. Warum die Schnittstelle von Lebens- und Ingenieurwissenschaften so wichtig ist, erklärt Prof. Dr. Dr. Kleesiek, Mediziner und Informatiker, im Interview. Zudem erörtern wir mit Anna Müller-Trimbusch, warum wir es uns nicht leisten können, die Didaktik der Informatik zu vernachlässigen, und stellen aktuelle Ausschreibungen und Neuprojekte vor. Viel Spaß beim Lesen!
Forschung an der Schnittstelle von Ingenieur- und Lebenswissenschaften löst Probleme, die real existieren
Im Gespräch mit Prof. Dr. Dr. Jens Kleesiek, Informatiker und Arzt
„Ich erwarte, dass wir verschiedene Innovationen und Ansätze in den kommenden Jahren nicht nur in die Forschung, sondern auch in die Anwendung bringen können. Wir werden KI-Anwendungen in den Arbeitsablauf integrieren, die so selbstverständlich wie Fahrassistenzsysteme beim Auto sein werden.“
„Wir können es uns schlicht nicht leisten, die Informatikdidaktik zu vernachlässigen.“
Anna Müller-Trimbusch, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiterin Förderung sieht den Mangel an Informatiklehrkräften als die zentrale Herausforderung bei der Einführung und dem Ausbau des Informatikunterrichts.
Scientific Advisory Boards zu den Themenschwerpunkten
Die Carl-Zeiss-Stiftung setzt bei der Weiterentwicklung ihrer Themenschwerpunkte auf eine breite Expertise aus der Wissenschaft. Einmal im Jahr trifft sich die Stiftung mit den Wissenschaftler:innen aus den Bereichen KI, RessourcenEffizienz und Life Science Technologies. Die ersten Treffen fanden im Januar und Februar 2024 in der CZS Geschäftsstelle in Stuttgart statt.
SAB Künstliche Intelligenz
Forschungsfelder im Bereich Künstliche Intelligenz diskutierte die Stiftung gemeinsam mit Expert:innen des Scientific Advisory Board KI. Wie sieht zum Beispiel die Zukunft in den Bereichen Foundation Models, Embodied AI und Robotik, Reinforcement Learning, Embedded AI oder hybride KI in einem, in fünf oder sogar in zehn Jahren aus?
Wissenschaftler:innen aus Physik, Informatik, Ressourcentechnologie, Ressourceneffizientem Bauen und den Materialwissenschaften diskutierten mit Vertreter:innen der Stiftung zu Transdisziplinarität, der Substitution knapper Ressourcen sowie zu neuen Möglichkeiten durch Materialinnovationen und Künstlicher Intelligenz.
Was umfasst Life Science Technologies? Wo liegen Chancen und Herausforderungen in diesem Bereich? Und in welchen Themen wird in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren viel passieren? Mit diesen und ähnlichen Fragen hat sich das Scientific Advisory Board zum Thema Life Science Technologies auseinandergesetzt.
Die Carl-Zeiss-Stiftung will eine Plattform für den wissenschaftlichen Austausch zur Didaktik der Informatik fördern. Dazu ist aktuell ein CZS Kolleg für Informatikdidaktik ausgeschrieben. Die Ausschreibung richtet sich an Wissenschaftler:innen, die ihr Forschungsfeld durch den Aufbau eines Promotionskollegs strukturell verankern möchten. Dadurch soll langfristig die Ausbildung von Informatiklehrer:innen in Deutschland verbessert und dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden. Weiteres Ziel ist die überregionale Vernetzung und Etablierung des Fachgebiets in Deutschland. Kooperationsanträge sind ausdrücklich erwünscht. Die antragstellende Institution muss über Promotionsrecht verfügen und innerhalb der CZS Förderländer liegen.
Mit der inzwischen fünften Ausschreibung unterstützt die CZS seit 2022 neuberufene Professor:innen an Hochschulen für angewandte Wissenschaften bei der Aufnahme erster Forschungsaktivitäten. Gefördert wird ein konkretes Forschungsvorhaben für die ersten zwei Jahre der Tätigkeit an einer HAW. Die Fördersumme beträgt bis zu 150.000 Euro. Antragsberechtigt sind Professor:innen an Hochschulen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Thüringen.
Gefördert werden CZS Stiftungsprofessuren an Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften in den Themenbereichen Künstliche Intelligenz, RessourcenEffizienz oder Life Science Technologies.
Am 4. März trafen sich Vertreter:innen des KIT sowie der Universitäten Heidelberg und Mainz zum offiziellen Kick-off des neu gegründeten Carl-Zeiss-Stiftung Center for Synthetic Genomics (kurz: CZS Center Syn Gen) an der Universität Heidelberg. In dem Center wollen die beteiligten Forscher:innen der drei Universitäten auch mithilfe von KI-basierten Analyse- und Modellierungsverfahren synthetische DNA-Sequenzen entwerfen, um damit das Genom von Organismen gezielt zu verändern und mit neuen Funktionalitäten zu versehen. Ziel ist es, daraus sogenannte Biologika, das heißt biotechnologisch hergestellte Produkte, zu gewinnen. Sie sollen langfristig genutzt werden, um bio-basierte Arzneien herzustellen, Gentherapien für Krankheiten zu entwickeln, schädlingsresistente Pflanzen zu züchten, Biotreibstoffe zu produzieren oder die Forschung an neuartigen Materialien voranzutreiben. Den Aufbau des Centers fördert die Carl-Zeiss-Stiftung über sechs Jahren mit insgesamt zwölf Millionen Euro. Damit war das Center die größte Einzelbewilligung im Jahr 2023.
„Wo in Deutschland aus Umbrüchen Chancen gemacht werden“
Am 22. Februar besuchte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Rahmen seiner Themenreihe "Werkstatt des Wandels" den Gründungsort der Carl-Zeiss-Stiftung. In Jena stand neben einem Besuch der Carl Zeiss AG und des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Optik und Feinmechanik ein Werkstattgespräch mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft auf dem Programm. Diskutiert wurden Erfolgsvoraussetzungen für Transformationsprozesse in Hochtechnologien. Die "Werkstatt des Wandels" ist eine Veranstaltungsreihe des Bundespräsidenten in Kooperation mit der BMW Foundation Herbert Quandt sowie der Carl-Zeiss-Stiftung und wird in Zusammenarbeit mit dem Center for Responsible Research and Innovation des Fraunhofer IAO konzipiert und umgesetzt.
CZS vor Ort in Karlsruhe
Am 25. Januar eröffnete die Vorsitzende der Stiftungsverwaltung, Ministerin Petra Olschowski, die Netzwerk-Veranstaltung CZS vor Ort in Karlsruhe. Bereits zum dritten Mal lud die Stiftung Geförderte und Alumni sowie Freunde und Partner zu Gesprächen und zum Netzwerken ein. 50 Forschende vom Karlsruher Institut für Technologie, der Hochschule Karlsruhe, der Hochschule Pforzheim sowie Vertreter:Innen der Stiftungsunternehmen ZEISS und SCHOTT und weitere Gäste folgten der Einladung. Die nächste Veranstaltung findet im Sommersemester 2024 in Ilmenau statt.
Coming soon
Wiederaufladbare Batterien – Was bringt die Zukunft?
Der erste Carl-Zeiss-Humboldt-Forschungspreisträger Prof. Dr. Alexej Jerschow erläutert, was Batterien eigentlich sind, warum Lithium-Ionen-Batterien derzeit die erfolgreichsten sind, wie sie in unseren Energiemix passen und welche Versprechen sie für die Zukunft halten. Abschließend stellt Prof. Jerschow seine Arbeit an der Batteriediagnostik vor, die auf Magnetresonanzbildgebung und Magnetometrie basiert und die ihn zu einem Gastaufenthalt an der Johannes-Gutenberg-Universität und am Helmholtz-Institut in Mainz geführt hat. Die Stiftung fördert den Forschungsaufenthalt sowie den Vortrag am 24.03.2024 im Staatstheater Mainz.
Die CZS vernetzt neuberufene Professor:innen an Hochschulen für angewandte Wissenschaften, die eine Förderung im Rahmen des Programms CZS Forschungsstart erhalten haben. Geplant ist das Treffen der rund 30 Geförderten am 6. und 7. Juni in der Metropolregion Rhein-Neckar.
Johannes Wimmer studierte Wirtschaftsingenieurwesen und Technologiemanagement. Nach drei Jahren in der Wirtschaft arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektleiter am Fraunhofer IAO im Team „Vernetzte Produktionssysteme“. Schwerpunkte seiner Arbeit waren die Themen „KI und Produktion“ sowie die KI-Transformation von Industriefirmen.
Sie erhalten den Newsletter der Carl-Zeiss-Stiftung, da Sie der Aufnahme in den Verteiler zugestimmt oder ihn unter www.carl-zeiss-stiftung.de abonniert haben.